Im Gastblog zeigt Stefan Czurda den Blick auf Venedig durch eine feste Brennweite.

Manchmal fördert man seine eigene Kreativität, indem man sich durch Einschränkungen herausfordert. Ich fotografiere oft nur mit einer einzelnen Festbrennweite und lasse die schweren Zoom-Linsen zuhause. Festbrennweiten sind meist nicht nur optisch besser und lichtstärker, sondern man gewöhnt sich durch den vorgegebenen Bildausschnitt an das "Framing" und kann es mit ein wenig Übung gekonnt für einen kreativen Bildaufbau nutzen.

Ohne Zoom muss man sich zwangsläufig mehr bewegen und findet so einen kreativeren Ausschnitt. Ich denke, dass man durch diese Limitation längerfristig seine Fotografie-Fähigkeiten verbessert. Also habe ich mir letztes Jahr eine 35mm-Linse auf meine Leica M 240 geschraubt und bin nach Ende des Lockdowns in die schönste aller Städte gereist. Daraus entstanden ist ein Erfahrungsbericht zum Fotografieren mit 35mm im urbanen Bereich inklusive Fotos aus Venedig!

Die klassische Reportage-Brennweite

35mm zählen zusammen mit 28mm und 50mm zu den Brennweiten, die man in der Street Photography und im urbanen Bereich zu Dokumentationszwecken gerne verwendet, sofern man sich für die Nutzung von Festbrennweiten entscheidet. Diese Weitwinkelbrennweite bildet weder zu weit noch zu nahe ab, und stellt so einen guten Kompromiss dar, wenn man sowohl Menschen als auch Stadtlandschaften fotografieren möchte.

Wenn man Personen abbildet, sollte man nicht zu nahe an sein Hauptmotiv herangehen, sonst kommt es zu einer perspektivischen Verzerrung, die das Gesicht und den Köper unförmig aussehen lässt. Ansonsten sind 35mm aber wirklich universell einsetzbar.

Mein Voigtländer Nokton-Objektiv, das ich an der Leica verwendet habe, war mir für Stadtszenen in den engen Gassen von Venedig jedenfalls ein treuer und hilfreicher Begleiter.

Motive ohne Ende

Und mehr braucht es dann auch nicht, um stimmige Fotos zu schießen, denn Venedig selbst sorgt für die atemberaubende Kulisse. Das erste Bild zeigt eine lebhafte Szene am späten Nachmittag am Markusplatz, wo ich Richtung Norden am Canale Grande fotografiert habe. Im Hintergrund sieht man die Insel San Giorgio Maggiore.

Canale Grande am Markusplatz
Foto: Stefan Czurda

Etwas später am Abend hat man an der Vaporetto-Station San Marco Vallaresso, die etwas westlich des Markusplatzes liegt, einen tollen Ausblick auf die imposante Votivkirche Santa Maria della Salute.

Votivkirche Santa Maria della Salute am Abend
Foto: Stefan Czurda

Ein paar Stationen weiter westlich mit dem Vaporetto befindet sich die hölzerne Accademiabrücke, wohl einem der besten Foto-Spots der Stadt. Auch von hier kann die imposante Kirche Santa Maria della Salute direkt am Canale Grande wunderschön in Szene gesetzt werden. Mit dem 35mm-Objektiv kein Problem!

Accademiabrücke - Einer der besten Fotospots in Venedig
Foto: Stefan Czurda

Ein wenig Straßenfotografie muss in Venedig natürlich auch sein. Öffentliche Szene finden hier allerdings eher auf dem Wasser statt als auf der Straße. Sind die Gondeln nicht zu weit weg, lassen sie sich mit 35mm von Ufer aus problemlos abbilden.

Street Photography in Venedig
Foto: Stefan Czurda

Aber auch Venedigs Karneval-Masken sind obligatorische Fotomotive und lassen sich in den zahlreichen Masken-Geschäften stimmungsvoll fotografieren. Hier muss man allerdings etwas aufpassen, ob das Fotografieren auch erlaubt ist.

Karneval-Masken
Foto: Stefan Czurda

Wenn man die klassischen Touristenpfade verlässt, kann man Venedig abseits der Massen erkunden und den einen oder anderen Geheimtipp besuchen. So wie die Gondelwerft Squero di San Trovaso im Stadtteil Dorsoduro, die ich am späteren Nachmittag im Gegenlicht fotografiert habe.

Gondelwerft Squero di San Trovaso in Dorsoduro
Foto: Stefan Czurda

Wem eine Gondelfahrt ein wenig zu klischeehaft oder zu teuer ist, kann es ja auch mal mit Stand-Up-Paddling probieren.

Stand-Up-Paddling in Venedig
Foto: Stefan Czurda

Natürlich darf das Urlaubsporträt nicht fehlen! Mit einer lichtstarken Festbrennweite ist ein Umgebungsporträt auch bei wenig Licht im großen Saal der Scuola Grande di San Rocco kein Problem. 

Umgebungsporträt in der Scuola Grande
Foto: Stefan Czurda

Nächster Urlaub mit nur einer Festbrennweite?

Ich hoffe, ich konnte mit diesem Beitrag ein wenig zum Fotografieren mit Festbrennweiten anregen. Das Zoom-Objektiv ist mir jedenfalls nicht abgegangen. Natürlich entgehen einem ein paar Motive, vor allem jene, die in der Ferne liegen. Damit muss man leben, aber das Fotografieren fand auf jeden Fall bewusster statt. Beim nächsten Städtetrip werde ich es definitiv wieder so handhaben, vielleicht dann aber eine andere Brennweite ausprobieren. Wenn man mit einem Handy im Urlaub fotografiert, macht man ja eigentlich auch nichts anderes.

Bewusst mit dem "Framing" einer bestimmten Brennweite zu arbeiten, fühlt sich trotz Limitation sehr erfüllend und inspirierend an. Und eine Kamera ist dann doch etwas anderes als ein Handy, zumindest für mich!

Ich freue mich auf den Austausch im Forum zu fixen Brennweiten und deren Tauglichkeit für den Urlaub! (Stefan Czurda, 27.6.2022)

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